Mittwoch, 12. März 2014

Denk mal - 7 Wochen ohne falsche Gewissheiten # 2

Bild: Cornelia Menichelli/ pixelio.de
Freiburg ist ja bekannt als Greencity. Hier entstehen wirklich gute Ideen rund um Architekur, Städtebau und ökologisches Leben. Einer der Pioniere ist der Architekt Rolf Disch, der sich schon lange für den Bau von Passivhäusern bzw. Nullenergiehäusern einsetzt. Ich kaufe oft im Bio-Supermarkt im Solarschiff ein und lese dort die Petition, die Herr Disch an Frau Merkel gerichtet hat. Ja, er hat Recht, es ist schon lange an der Zeit, auch in der Architektur um zu denken. Aber - und jetzt kommt der Bezug zu den falschen Gewissheiten- es ist nicht immer besser, neu zu bauen! Wie schon Günter Behnisch und später sein Sohn Stefan oder auch Muck Petzet erkannt und durch Studien belegt haben, verbraucht der Abriss eines Gebäudes so wahnsinnig viel Energie, dass sich selbst der Neubau eines Nullenergiehauses lange Jahre nicht lohnt. Das ist doch Wahnsinn! Beim Abbruch eines Bestandsgebäudes fällt derart viel Müll an, der seltenst recycelt wird, dass es viel nachhaltiger ist, das Gebäude um zu bauen, neu zu dämmen, zu revitalisieren, wie das so schön heißt. Klar, das wollen viele Architekten nicht hören - ist es doch schließlich das allergrößte, einen Neubau ganz nach seinen Vorstellungen zu realisieren. Da sollte doch schon an den Hochschulen umgedacht werden. Und anfangen können wir auch direkt bei uns: muss es wirklich der schicke Neubau sein oder kann ich mich nicht doch mit der Vorstellung anfreunden, eine Bestandsimmobilie zu kaufen und um zu bauen. Du bist gefragt!

4 Kommentare:

  1. Hallo Anne,
    wie recht Du hast. Ich komm ja aus dem touristisch stark geprägten Allgäu und es ist unglaublich, was in Sachen Architektur und Bauen hier in den vergangenen 30 Jahren verbrochen wurde. Immer größer, immer seelenloser. An jedes Häuschen noch ein Appartment-Anbau und in Garten ein Ferienwohnungsklotz. Oder Schießscharten-Villen am Ufer. Jeder wollte vom großen Tourismusstrom ein Stück abhaben, oder sich abheben.

    Wer außerhalb der Saison am Bodensee und im Allgäu mit offenen Augen unterwegs ist, schliesst diese besser wieder, denn viel, viel Beton mit heruntergelassenen Rolläden (Zweitwohnungen, die selten benutzt werden) lassen einen depressiv werden. Vieles steht dauerhaft leer.

    Hier wären die Architekten gefragt. Effektiv und energetisch hochwertig Rückbauen. Das muß das Motto sein. Hier ist der Ansatz zu suchen, bei Architekten und bei Bauherren. Und das gilt wahrscheinlich von Rügen bis zu den Alpen.

    Ach, das ist ein Thema, da könnt ich mich glatt reinsteigern ... Wo doch weniger mehr ist ...

    Liebe Gruesse

    Ulli

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  2. Nicht aufregen, liebe Ulli - atme Deine Wut in die Wüste :-) Und die Energie vom Aufregen lieber zum Bloggen nutzen: ich fühlt mich jedesmal so angesprochen, wenn Du was postest!

    Herzliche Grüße,

    anne

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  3. Hallo Anne,

    Dieses Paradoxon ist mir auch schon oft aufgefallen. Die Leute kaufen sich einen nagelneuen energiesparenden Kühlschrank und werfen den alten weg. Dabei wäre es insgesamt besser für die Umwelt gewesen, den alten so lange zu benutzen, bis er hinüber ist. So hätte der neue gar nicht erst produziert werden müssen. Die Hersteller solcher Geräte und auch Architekten machen das ganz geschickt: Sie appellieren an das Umweltbewusstsein der Käufer. Und verschweigen die eigentlichen Kosten. Aber es sollte auch jeder selber auf den Gedanken kommen, dass ein Haus noch mehr Energie verbraucht, als zum Heizen nötig sind. Und ein Kühlschrank auch in der Produktion Energie verbraucht hat.

    Liebe Grüße

    Pia

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    1. Hallo Pia,

      ja, Paradoxon ist das richtige Wort. Und das mit dem Umweltbewußtsein ist ja genau der Punkt: wenn ich wirklich mal nachdenke, dann fällt mir sowas doch auf - und nur ich als Konsument kann dann was ändern.

      Herzliche Grüße, anne

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