Mittwoch, 6. August 2014

"Intelligente Verschwendung"

Lange nichts gehört, dafür heute mit einer Offenbarung!
Ich bin fröhliche Stadtbibliotheksnutzerin und muss hier als erstes mal ein  Lob an "meine" Bibliothek aussprechen: als ich neulich vom Buch "Intelligente Verschwendung - The Upcycle: Auf dem Weg in eine neue Überflussgesellschaft" von Michael Braungart und William McDonough hörte, hab ich natürlich sofort geguckt, ob es das zu leihen gibt. Gab es nicht. Also habe ich den Titel vorgeschlagen und keine 2 Wochen später kam die Nachricht, dass das Buch jetzt aus zu leihen sei! Das finde ich wirklich Service.

Aber jetzt zum Wesentlichen: der Offenbarung! 






Dieses Buch ist einfach grandios. Ich lese viel zum Thema Nachhaltigkeit, Upcycling, ökologisches Leben, aber die "Intelligente Verschwendung" sticht wirklich heraus. Es geht den beiden Autoren, wie in ihrem ersten Buch "Einfach intelligent produzieren - Cradle to Cradle: Die Natur zeigt, wie wir die Dinge besser machen können", auf zu zeigen, dass es Ideen, die die wichtigsten Probleme der Jetztzeit wie Vermüllung unseres Planeten, Verschwendung von Ressourcen oder weltweiter Hunger lösen könnten. Dabei ist das Buch herrlich geschrieben und auch komplexe Fragen werden so dargestellt, dass auch ich Otto-Normal-Bloggerin sie verstehe und GERNE weiter lese. Was mir besonders gefällt: die beiden reden nicht nur, sondern sind Männer der Praxis. Sie stehen z.B. beratend Firmen bei, die sich auf den Weg machen wollen, die ewigen Kreisläufe von Downcycling zu durchbrechen. Im Buch sind Beispiele beschrieben, die spannend sind und mir gar nicht so bewusst waren. Firmen wie Steelcase (internationaler Möbelhersteller) oder gar die NASA haben Ideen der beiden umgesetzt. Der Think-Chair beispielsweise ist zu 99% recycelbar - und zwar so recycelbar, wie sich Braungart und McDonough das vorstellen: ohne giftige Chemikalien ein zu setzen oder unnötig Energie zu verschwenden. Dazu müssen Firmen umdenken - und zwar in ihrer Gesamtstrategie. Der Ausgangspunkt aller Überlegungen müssen die Werte sein (im Fall Steelcase: eine lebenswerte Umgebung schaffen, die das menschliche und planetarische Wohlbefinden fördert). Über erarbeitete Prinzipien ("Grundsätze von Hannover") und Ziele (Bau eines gut funktionierenden und bezahlbaren Büromöbels) lassen sich dann Strategien (Nutzung von Recycling-Material und ungiftigen Inhaltsstoffen) entwickeln, die zu Taktiken (Designer und Produktion zusammenführen, damit über neue Ideen nachgedacht werden kann) und letztendlich zum Maßstab also zur Umsetzung führen. Im Normalfall läuft es heute andersherum - und das ist in den Augen der Autoren (und in meinen Augen auch) falsch. 
Doch diese Beispiele sind nur ein Teil des Buches - hauptsächlich geht es um die Nutzung von Möglichkeiten. Wir haben heute alle Möglichkeiten, unsere Erde zu bewahren und im positiven Sinne aus zu nutzen. Aber weil wir immer vom falschen Ende aus arbeiten - nämlich von der Umsetzung hin zum Wert - gehen Energie, Ressourcen und Natürlichkeit verloren. Ich möchte dazu zitieren: "Warum ist der Tod eines Kindes in allen Kulturen so tragisch? Weil das Kind nie die Möglichkeit haben wird, sich wie alle anderen Menschen zu entwickeln: über die natürlichen Wunder der Welt zu staunen, die Freude zu erfahren, ein Handwerk zu erlernen,  (...), sich zu verlieben und eine Nacht durch zu tanzen, (...), Vater und Mutter zu sein, ein Freund zu sein, (...). sicher, das Endergebnis ist immer dasselbe: wir werden alle wieder zu Erde. Doch was geht alles verloren, wenn das Leben eine Abkürzung nimmt?" Am ganz simplen Beispiel eines Tisches wird aufgezeigt, wie Möglichkeiten verloren gehen können: Holz für einen Tisch wird oft genug mit Chemikalien versetzt, was es quasi unmöglich macht, das Holz nochmal wieder zu verwenden. Warum schöpfen wir die Nutzungkette nicht aus: der Baum, der gefällt wird für das Holz, wird erst als Ganzes z.B. als Säule genutzt. Nach dieser Lagerung ist das Holz trocken und kann gut weiter verarbeitet werden und wird zum Tisch, der ohne Verleimung zusammen gesteckt werden kann. So kann er ggf. in alle Einzelteile wieder zerlegt oder auch einfach repariert werden. Dieses Holz kann auch immer wieder abgeschliffen werden, so dass die Lebensdauer des Tisches erhöht wird. Wenn er (vielleicht in der nächsten Generation) zusammenfällt, könnte eine Spanplatte aus dem Material entstehen (selbstverständlich ohne giftige Kleber), danach Papier oder Isolationsmaterial. DAS IST UPCYCLING! Heute wird der Tisch ganz schnell verbrannt (na klar, damit kann auch Energie gewonnen werden, aber die ist giftig und kurzfristig).

Ach, ich könnt noch so viel schreiben - wisst Ihr was: lest es einfach selbst. Ich kann es uneingeschränkt empfehlen und es regt wirklich zum Nachdenken an.

Als kurze Anekdote zum Schluss: das Buch ist so gedruckt, dass es komplett ungiftig kompostiert werden kann. Ratet mal, in was die Bibliothek das Buch eingeschlagen hat? Na klar, in Folie *g* Da ist also auch noch Handlunsgbedarf....

3 Kommentare:

  1. Danke für den Lesetipp. Nachhaltigkeits-/Weltretter-Bücher gibts ja in zwischen viele, aber die meisten schrubben doch nur die gleichen Parolen runter. Schön, wenn es da noch Bücher gibt, die den Hochizont erweitern.

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  2. Hallo Anne!

    Danke für den tollen Buchtipp! Ich habe eine sehr tolle Dokumentation über den Michael Braungart gesehen, das cradle to cradle Prinzip hat mich sehr beeindruckt!

    lg
    Maria

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  3. Hallo Anne,
    danke für den Tipp. Muss mal schauen, ob unserere Bibliothek das auch hat (versuche nämlich nichts mehr bei Amazon und neue Bücher im allgemeinden seltener zu kaufen).
    Liebe Grüße, Daniela

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